A little too ironic
Freitag, 2. Mai 2008
Das Begräbnis
Wer bist du noch für mich? Ich erkenne hinter deinen Gesten noch die Spuren derer, die damals deine waren. Du bist nicht mehr der meine und du bist schon gleich gar nicht mehr der Alte. Die Hülle ist dieselbe, doch ich sehe nichts mehr in dir. Du trugst mein Alles in dir, doch das ist Stück für Stück zu nichts und nichtig geworden und zog als Rauchschwaden nach oben und der Wind trug es davon. Du trägst es nicht mehr in dir und ich kann es nicht mehr in dir sehen. Die Hülle ist nun ein völlig anders beseelter Zustand, ich kenne sie nicht mehr. Du bist ein völlig anderer. Und doch können wir nicht in einem Raum stehen, ohne dass ich deine Gegenwart spüre. Einst nannte sich das Liebe, doch jetzt ist das völlig anders. Es ist das schlichte Bewusstsein des Nichts. Ich hasse dich nicht und ich liebe dich nicht. Ich habe aufgehört, Zustände des Wirs anzustreben. Ich nehme es so hin. Das ist in Ordnung, denn es strömt weder in mich hinein noch aus mir heraus.
Leider haben wir vergessen, eine Zeremonie abzuhalten. Ich konnte mich nie von dem alten, schönen Wir verabschieden. Es ging so schnell und schon waren wir andere. Wir haben wohl die Beerdigung verpasst. Hätte ich doch nur am Grab stehen können, um Uns eine Träne hinterher zu weinen, dann ein nettes Wort zu sagen, eine Lilie auf den Sarg zu werden und dann zuzusehen, wie doch Loch zugegraben wird. Ich hätte wohl gesagt: „Auch wenn er mir manchmal Kummer bereitet hat, werde ich diesen guten Kameraden nie vergessen. Ich habe ihn sehr gemocht.“ Du würdest dein „ich werde ihn nicht vermissen“ sicherlich auch taktvoller ausdrücken, denn sowas sagt man ja nicht zu einer Beerdigung. So wüsste ich, wo dieses Wir begraben liegt und wann es gestorben ist. Ich hätte mir Regen gewünscht und mich schwarz angezogen und du hoffentlich auch. Dann hätte ich mir eingeredet, dass du auch ein bisschen trauerst und ich hätte darauf hoffen können, dass der nächste Tag wieder etwas sonniger wird. Wir hätten uns verabschiedet und wären im Bewusstsein auseinandergegangen, dass das Wir gestorben ist und dass es zumindest in Frieden ruht. Mein letzter Blick zurück auf den Grabstein würde auf den Satz treffen „hier ruht die leise Ahnung davon, was perfekt ist“. Doch so war es nicht. Und es hat wirklich lange gedauert, zu begreifen, dass die Seele des Wirs einfach nicht mehr in dir ist.

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Mittwoch, 26. März 2008
Sprachlos
Worte.
Wo sind sie?
Ich frage, wo meine Worte sind.
Wo sie sind, wer sie nahm.
Weiß es nicht, bin sprachlos.

Sah es kommen.
Weshalb ist es dann geschehen?
Hätte es kommen sehen müssen.
Dachte wirklich, es gäbe eine Chance.
Jetzt bin ich leer.
Nahm meine Worte.
Sprachlos.

Dachte, du könntest verstehen.
Mein Herz befahl mir, es zu versuchen.
Fehlgeschlagen.
Das Herz darf nicht weinen,
Wenn es für den Schmerz verantwortlich ist.
Weint. Bricht. Stirbt.
Unfähig, es aufzuhalten.
Die Stille zu durchbrechen.
Sprachlos.

Beängstigend, wie mich das traf.
Grausam, wie alles in sich zusammenfällt.
Verletzend, wie du nicht einmal versuchst, zu verstehen.
Wortlos, wie du mich abweist.
Stumm, ich bin so sprachlos.

Kein Ausdruck für das, was ich fühle.
Keine Gefühle, die es zu verstehen gilt.
Kein Weg zu deinem Herzen.
Keine Möglichkeit, etwas zu verbessern.
Keine Worte, die man sagen könnte.
Sprachlos.

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Dienstag, 11. März 2008
Dein gespaltenes Ich
Es gibt Menschen, die lachen ohne jeglichen Grund,
Über alles zu weinen, das ist dein Befund.

Wenn man über dich spricht, schlägt dir das auf den Magen,
Doch wenn’s and’re betrifft, redest du dich um Kopf und Kragen.

Du willst, dass er anruft, für dich ist das kein Scherz,
Deine kalte Schulter erwärmt sicher sein Herz.

Du fühlst dich zu dick und bist wirklich frustriert,
Erst mal ein Törtchen, und bitte frittiert.

Du beklagst, deine Zeit ginge zu schnell dahin,
Und verschwendest sie trotzdem, denn das macht Sinn.

Du achtest auf Reinheit, drohst in Parfum zu ertrinken,
Doch merkst nicht, dass Lügner zum Himmel stinken.

Du benimmst dich idiotisch, du hast wirklich ’nen Stich,
Du bist einfach sympathisch, du bist ganz so wie ich.

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Letzte Aktualisierung: 2008.05.21, 15:30
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